über rührung (bessek 4)


bessek lebt, so geht die meinung, in der angst, nein: im respekt vorm kategorienfehler. 
es ist genauigkeit, ja facettierung, die er will. 
er ist mit diesem wunsch, weiß man, (mit sich) im recht -- /


es überfällt bessek (an dieser stelle schon) die allererste rührung, wenn er die marder ihre liebsten stifte spitzen sieht. ihre hauptwerke, das sei erlaubt zu sagen, entziehen sich unseres verständnisses nicht, schreibt bessek ins notizbuch (das sich erhalten wird der nachwelt als ein sagenhaftes fragment; das die geister auf sich ziehen, das bündeln wird die – auch hohlen – interessen, noch bis ziemlich lang und weit! / ---- all das aber, weiß bessek, macht nichts, tut fast nichts zur sache --)

wer bist du, meine liebe, woher kamst du einst und was ist nun?

bessek stiert, ja es stimmt: er sieht nicht einfach, nein, er klopft wie mit kleinen hämmern mit den blicken die gegenstände ab, diese dinge, die schon völlig angehören seiner fixierung: es ist – im moment – ein bild, gemalt von jungenhand (von seiner), und es ist von unentschiedenheit durchaus geprägt, dieses bild, sagen die beschreiber, und bessek stimmt wohl dieser these zu: ich habe dich gemalt, aus der erinnerung!!

wer ist sie, wer ist dieser „gegenstand“?, und wohin ging damals mein strich genau? – bessek hängt an der malerei wie an der gemalten. beider verlust bedeute, würde bedeuten... ein nicht ganz unglimpfliches chaos. eins in mir. das sagt bessek. es erzeugt ein gestelztes, ein zerhacktes, ein unfertiges gefühl, alles das überhaupt aufs tapet zu bringen, das zu stammeln ja und überhaupt. das sagt bessek. was ich sehe, was ich registriere, das ist mein gedanke, wie er felsenfest hängt an der einmal gemachten erfahrung einer solchen nähe. hängen. nachgehängt. das weiß bessek. er weiß aber auch, in der gar nicht zynischen dialektik eines allergrößten kinds: NA!: na na na náa!


du kannst heißer sein als sonst,
denn dein gemüt schwankt sowieso
sei nicht im mittel sondern schlage aus
wie das verliebte pendel einmal so --
es tat als --
ein abgeschwächtes, mildes zeichen
einer wildheit seines tuns 

es ist kein geheimnis: so schreibt bessek; hält sich nicht zurück. wer sagt denn, sagt er, dass nicht ganze kompendien, ganze gedichtbände die nachgeborenen belasten, beschäftigen müssen, dass nicht der kommentierung harren sollen ganze theatertheorien, romane, zyklen, skizzen und i-d-e-e-n ? 
die bescheidenheit, sagt bessek, ist keine tugend, wenn man beinah verschwindet, fast versackt dabei: dann ist’s nur noch die fahrlässigkeit, die schiere, die da oberhand gewinnt, als schäbige tugend -- / weißt du, sagt bessek: sprich sie einfach nicht mehr an (die bescheidenheit).

was aber ist dein thema, bessek?, was besprichst du? -- ist es die „rührung“? sag es an!
(es ist ein gar nicht kleiner teil des lebens ausgestaltet immerzu als interview, weiß bessek: selbstbefragung. fremdbefragung. eignungstest und prüfung. – ja, und leidergottes letzteres zumeist)

was rührt dich, bessek, weißt du’s schon, was rührt dich an?

es rührt mich die geölte maschine wenn sie zart in ihrem ablauf läuft so weise und geschmiert.
es rüht mich die kolonne, rühren mich die aufgefädelten automobile wenn sie ein muster bilden das den mosaiken gleicht (die mich erinnern an ----, / die ich wohl kenne einerseits, / und andrerseits nicht kennen kann)

es ist, sagt bessek, wie so oft der frage schwanz in richtung ihres kopfes umzulenken: wie ich denn nicht in sentimentalität, so muss ich fragen, wie ich denn nicht im sentiment vegetieren, ja vielleicht gar im zutiefsten humanismus-ismus „l“ wie leben kann? nicht in der rührung?! der bewegung!? nicht im reiz und in der rührung, nicht heiß gereizt und heftig angerührt!?


was leblos macht
das hack ich ab
was aussaugt mir
den krassen saft
das watsch ich ab
das schlag ich ein
höchst heftig auch
und ungemein --

(aus: bessek: tagesdichtungen, abgeworben der heilen hand. gedichte als sprechende tugenden. versehen mit vielen gezogenen schlüssen sowie kommentaren zu den meisten stimmungen. erste auflage. zelle 2006)